Liebe, fertig, los by Rachel Gibson

Liebe, fertig, los by Rachel Gibson

Autor:Rachel Gibson [Gibson, Rachel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-12-20T23:00:00+00:00


ELF

Zum ersten Mal seit sieben Jahren war Mae fast froh darüber, dass ihr Zwillingsbruder tot war. Rays Freunde zogen alle weg oder verabschiedeten sich für immer, und er war noch nie gut damit fertig geworden, verlassen zu werden. Egal, ob derjenige, der ihn verließ, die Wahl hatte oder nicht.

Mae setzte ihre Sonnenbrille auf und durchquerte das Krankenhausfoyer. Wenn Ray noch am Leben wäre, hätte er es nicht ertragen, hilflos mit anzusehen, wie sein guter Freund und Liebhaber Stan mit Aids im Endstadium dahinsiechte. Er wäre zu emotional geworden und hätte seinen Schmerz nicht verbergen können. Anders als Mae. Mae war schon immer stärker gewesen als ihr Bruder.

Sie stieß eine der schweren Glastüren auf. Sie war ein Kontrollfreak. Na und? Wenn sie es nicht wäre, hätte sie nicht ins Krankenhaus kommen können, um Abschied von Stan zu nehmen. Ohne ihre Selbstbeherrschung würde sie wahrscheinlich zusammenbrechen, noch bevor sie zu Hause war. Sie würde auf der Stelle zusammenbrechen und um den Mann weinen, der ihr über den Tod ihres Bruders hinweggeholfen hatte. Den Mann, der eine Schwäche für gute Witze, Golf und Liberace-Fanutensilien hatte. Stan war so viel mehr als nur ein Skelett, das darauf wartete, von seiner Familie zum Sterben nach Hause geholt zu werden. Er war so viel mehr als das neueste Aids-Opfer. Er war ihr Freund, und sie hatte ihn sehr gern.

Mae sog die kühle Morgenluft tief in ihre Lunge, um die antiseptische Krankenhausluft nicht mehr riechen zu müssen. Sie lief an der Fifteenth Avenue entlang zu dem Haus, das sie sich mit ihrem Kater Stiefelchen teilte.

»Hallo, Mae!«

Sie hielt mitten im Schritt inne, und als sie einen Blick über die Schulter warf, schaute sie geradewegs in das grinsende Gesicht von Hugh Miner. Seine Augen wurden von einer blauen Baseballkappe abgeschirmt, und sein hellbraunes Haar kringelte sich an den Spitzen wie kleine Angelhäkchen. Auf der Schulter trug er drei große Eishockeyschläger, die mit den Schaufeln über seinen breiten Rücken ragten. Ihn in ihrem Viertel anzutreffen überraschte sie. Mae wohnte in Capital Hill, eine Gegend östlich der Seattler Innenstadt, die für ihren beträchtlichen schwul-lesbischen Bevölkerungsanteil bekannt war. Mae hatte ihr Leben lang Umgang mit schwulen Männern gehabt und konnte die sexuelle Orientierung eines Menschen innerhalb weniger Minuten bestimmen. Das erste und einzige Mal, als sie Hugh getroffen hatte, hatte sie schon innerhalb von Sekunden gewusst, dass er hundert Prozent hetero war. »Was machen Sie hier?«, fragte sie.

»Ich bringe diese Schläger ins Krankenhaus.«

»Warum?«

»Für eine Versteigerung.«

Erstaunt drehte sie sich zu ihm um. »Die Leute zahlen für Ihre ausrangierten Eishockeyschläger Geld?«

»Darauf können Sie wetten.« Sein Lächeln wurde breiter, und er schaukelte lässig auf seine Fersen zurück. »Ich bin eben ein toller Keeper.«

Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Egomane.«

»Sie sagen das, als sei es etwas Schlechtes. Manchen Frauen gefällt gerade das an mir.«

Mae stand nicht auf so gut aussehende, großspurige Kerle. »Manche Frauen sind eben notgeil.«

Er lachte. »Was machen Sie heute noch so, außer gute Laune zu verbreiten?«

»Ich gehe nach Hause.«

Sein Lächeln erstarb. »Sie wohnen hier in der Gegend?«

»Ja.«

»Sind Sie etwa lesbisch, Schätzchen?«

Sie musste an Georgeanne denken, die bei dieser Frage in brüllendes Gelächter ausgebrochen wäre.



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